Weise & Benkert im Paradies

Nach dem Aufstieg des FC Carl Zeiss Jena in die Dritte Liga gibt es nach einer Pause von fünf Jahren in dieser Saison wieder zwei Thüringen-Derbys um Punkte. Insgesamt gab es das brisante Duell gegen den FC Rot-Weiß Erfurt bisher 132 Mal. Die Jenaer liegen dabei mit 53: 47 Siegen und 204:196 Toren vorn. Wolfgang „Molli“ Benkert stand in den 1970er und 1980er Jahren insgesamt 19 Mal im Rot-Weiß-Tor, Konrad „Konny“ Weise 24 Mal in der Zeiss-Elf. TOP THÜRINGEN traf die beiden Vereins-Legenden im Paradies.

„Hey Molli, wie geht`s“, wird der 66-jährige Lockenkopf von zwei Mitarbeitern des Fanshops herzlich begrüßt. Wolfgang Benkert grüßt zurück und ruft „Glückwunsch zum Sieg gestern.“ Eigentlich eine ganz normale Szene, wenn sie sich im Erfurter Steigerwald-Stadion abgespielt hätte. Hat sie aber nicht. Die RWE-Legende, die von 1972 bis 1985 320 Pflichtspiele für den Fußballclub Rot-Weiß Erfurt bestritt und bei der Wahl zum Erfurter Fußballer des Jahrhunderts Dritter wurde, steht an diesem sonnigen Vormittag des 2. Augusts am Stadion-Fanshop des FC Carl Zeiss Jena. Also in der für eingefleischte Rot-Weiß-Fans „verbotenen Stadt“, auf dem Vereinsgelände des ungeliebten Rivalen. Im Paradies. Plötzlich dreht sich „Molli“ um und zeigt auf ein einparkendes Auto mit Jenaer Kennzeichen. Ein schlanker Mann in den Sechzigern steigt aus. „Da kommt ein ganz Großer“, sagt Benkert ehrfürchtig nickend. Die beiden umarmen sich herzlich. Es ist Konrad „Konny“ Weise. Die Jenaer Legende bestritt zwischen 1970 und 1986 419 Pflichtspiele für Carl Zeiss.

Man sollte meinen, der Rot-Weiße und der Blau-Weiße hätten außer den neongrünen Schnürsenkel ihrer Turnschuhe, die sie an diesem Tag tragen, nicht viel gemeinsam. Das würde in das Klischee passen. Doch weit gefehlt. Beide haben bis heute engste Verbindungen in die jeweils andere „verbotene“ Stadt. Viele sogenannte Hardcore-Fans beider Lager sollten jetzt lieber nicht weiterlesen, es könnte ihre Fußballwelt ins Wanken bringen. Denn Konrad Weise und Wolfgang Benkert gingen zusammen von 1966 bis 1969 gemeinsam in Jena zur Schule, spielten gemeinsam in der B- und A-Jugend des FC C, standen gemeinsam im Kader der Oberliga-Mannschaft und begannen bei Carl Zeiss gar gemeinsam eine Werkzeugmacherlehre. Es kommt aber noch besser: Konrad Weise lernte in Jena seine Frau kennen, eine Studentin aus Erfurt, die im Stadtteil Daberstedt in der Jenaer Straße aufwuchs. Der Schwiegervater – ein Rot-Weiß-Fan.

Aber der Reihe nach. Wolfgang Benkert blättert in einem Ordner mit alten Zeitungsartikeln, bis er auf ein Mannschaftsfoto zeigt. „Das ist `Konny`, daneben das bin ich“. Doch wie kommt eine lebende RWE-Legende auf ein Mannschaftsfoto der Carl Zeiss-Junioren von 1968. Benkert wurde 1951 in Weimar geboren und spielte in seiner Jugend bei der BSG Motor. Da Weimar damals zum Bezirk Erfurt gehörte, war eine Delegierung nach Erfurt der nächst mögliche Karriereschritt. Der talentierte Torwart, dereinst als Stürmer begann, wollte das aber gar nicht. Stattdessen habe er viel mehr „schon immer nach Jena geschielt, weil sie dort den besseren Fußball gespielt haben“. Also ließ sich der aufmüpfige Jungspund im Training bei Rot-Weiß ein halbes Jahr hängen. Bis man ihn rausschmiss und nach Jena wechseln ließ. Wo er auf Konrad Weise traf. Der 1951 geborene Greizer wurde im Alter von zehn Jahren bei einem Schülerturnier von Otto Schlutter, Trainer bei der BSG Fortschritt Greiz entdeckt und gefördert. Im Sommer 1966 legte Schlutter dem hochtalentierten 14-jährigen Abwehrspieler einen Wechsel zum FC Carl Zeiss Jena an das Trainingszentrum des Bezirkes Gera nahe.

Benkert und Weise spielten von 1966 bis 1969 zusammen in der B- und A-Jugend des FC Carl Zeiss. Beide schafften den Sprung in den Kader der 1. Männermannschaft. Hier sollten sich ihre Wege aber wieder trennen. Benkert machte seine Sache gut im Training. So gut, dass ihm Trainer-Legende Georg Buschner fragte: „Was bist denn für einer? Leider hast du Pech, du kommst an Grapenthin und Blochwitz (beide Nationaltorhüter, Anm. d. Red.) nicht vorbei!“ Das akzeptierte Benkert. Ihm reichte es zunächst, in der zweiten Mannschaft zu spielen. Er spielte aber nicht. „Heute würde man sagen, ich wurde gemobbt“, sagt Benkert. Er meldete sich ab, worauf ihn Georg Buschner für ein Oberligajahr sperren ließ. Zurück in Weimar stieg er mit Motor in die zweite Liga auf und beendete seine Werkzeugmacherlehre. 1971 wechselte er schließlich doch wieder zum FC Rot-Weiß Erfurt. Nach einem halben Jahr war er bereits Stammtorwart, später langjähriger Kapitän und Publikumsliebling. 1983 verpasste „Molli“ mit seinen Rot-Weißen als Oberliga-Fünfter die Qualifikation für den Europapokal nur um einen Platz. Die Tür zu den DDR-Auswahlmannschaften blieb für Benkert bis auf ein A-Länderspiel, drei Nachwuchsländerspiele und sechs Spiele für die DDR-Olympiaauswahl weitestgehend verschlossen. Erfurt gehörte eben nicht zu den geförderten Clubs wie Magdeburg, Dresden, BFC Dynamo und eben Jena. Dennoch blieb Benkert bis 1985 den Rot-Weißen treu, obwohl er 1976 nach Magdeburg hätte wechseln können.

Konrad Weise wiederum hatte das Glück, zum geförderten Spitzenclub FC Carl Zeiss Jena delegiert zu werden. Als Kapitän der DDR-Juniorenauswahl genoss er schnell das Privileg, mit 18 Jahren „oben“ mittrainieren zu dürfen. Bei den Ducke-Brüdern, den Steins, Rocks und Irmschers. Alle Nationalspieler. Zu einem solchen wurde Weise übrigens kurioserweise im Juli 1970, bevor er überhaupt das erste Mal für Jena in der Oberliga spielte. Es folgten 86 A-Länderspiele. 1974 bei der WM beim „Klassenfeind“ spielte er beim sensationellen 1:0-Sieg gegen den späteren Weltmeister BRD übrigens gegen einen gewissen Gerd Müller. Bei Olympia gewann er 1972 die Bronze- und 1976 die Goldmedaille. Für Carl Zeiss lief der langjährige Kapitän bis 1986 auf, gewann drei Mal den FDGB-Pokal, bestritt 53 Europapokalspiele und erreichte 1981 das Endspiel im Europapokal der Pokalsieger, welches er verletzungsbedingt verpasste. Vielleicht verloren die Jenaer auch deshalb 1:2 gegen Dynamo Tiflis. Das würde der stets bescheidene Weise aber niemals so sagen. Aber Wolfgang Benkert tut es.

Die Fotos in den aktuellen bzw. historischen Vereinstrikots sind gemacht. Wir sind jetzt auf der Trainerbank angekommen, auf einer solchen waren beide nach ihrer Karriere ebenfalls tätig, und sprechen über die alten und die neuen Fußball-Zeiten.

 

Herr Weise, Herr Benkert, jetzt nach fast 40 Jahren können Sie es ja sagen: Wie fanden Sie denn den Benkert bzw. den Weise so als Fußballer?

Wolfgang Benkert: „Konny“ ist eine Koryphäe, er hat Fußball zelebriert. Da bekomme ich heute noch eine Gänsehaut, wenn ich nur daran denke. Er war als Abwehrspieler ein Filigrantechniker und hat, obwohl er gerade Mal 1,40 Meter groß ist, trotzdem jeden Kopfball bekommen (lacht).

Konrad Weise: „Molli“ war für Erfurt auf jeden Fall eine Verstärkung. Im Alter ist er ja dann auch ein wenig ruhiger geworden.

 

Herr Weise, auf und neben dem Platz war galten Sie als die Ruhe in Person. Waren Sie denn nicht aufgeregt, als Sie mit 18 Jahren in der Jenaer Oberligamannschaft mittrainieren durften?

Natürlich war ich aufgeregt! In der Jenaer-Oberligamannschaft spielten damals fast nur Nationalspieler wie die Ducke-Brüder, Helmut Stein, Peter Rock und Harald Irmscher. Trainer Georg Buschner sagte zu mir: „Ich bestimme, wann du spielst!“ Er war ja damals auch DDR-Nationaltrainer, nach meinem ersten Einsatz 1970 gegen den Irak ließ er mich wissen: „Nicht das du denkst du bist Nationalspieler, das bist du noch nicht!“ Letztlich hat mir Buschner aber immer den Rücken gestärkt, und ich bin dann schnell Stammspieler im Verein und der Nationalmannschaft geworden.

 

Bei Rot-Weiß wurden Sie auch schnell Stammspsieler, Herr Benkert. Nur mit dem Europapokal und der Nationalmannschaft klappte es nicht so. Warum eigentlich?

Weil ich in Erfurt hängengeblieben bin und es nicht gewollt war, dass wir Europapokal spielen. An der Leistung kann es nicht gelegen haben, ich habe zum Beispiel mal nach einem Spiel in Dresden in der Fußballwoche (Anm. d. Red.: die Fußballwochenzeitung der DDR) eine Zehn bekommen. Das hat danach kein Torwart mehr geschafft. Als unser damaliger Co-Trainer Klaus Urbanczyk 1976 nach Magdeburg ging, wollte er mich mitnehmen. Das hätte ich machen sollen. Ich habe in meiner sportlichen Karriere zwei Entscheidungen getroffen, die mir bestimmt eine zweistellige Zahl an A-Länderspielen gekostet hat: ich bin von Jena weggegangen und später nicht nach Magdeburg gewechselt. Andere Spieler wie Schnuphase, Häfner und Lindemann haben das gemacht. Als ich dann 1983 mein erstes WM-Qualifikationsspiel gegen Schottland machen sollte, habe ich mich leider zehn Tage vorher in einem Olympialänderspiel gegen Ungarn schwer verletzt.

 

Können Sie sich noch an Ihr erstes Thüringenderby erinnern?

Wolfgang Benkert: Wir beide haben einige gespielt. Für uns war es immer schwierig, weil Jena den besseren Kader hatte. Trotzdem haben wir unter Trainer Pfeiffer einige Derbys gewonnen. Ich war sehr ehrgeizig, aber nur auf dem Platz, ansonsten bin ich ein ganz lieber Mensch.

Konrad Weise: Ich hatte zunächst nur ein Ziel, in die erste Mannschaft reinzukommen. Deshalb war es mir egal, gegen wen wir gespielt haben. Die Rivalität kam für mich erst später dazu.

 

Unbestritten gilt sicherlich das FDGB-Pokalfinale 1980 in Berlin als das bisher wichtigste Derby. Sie standen beide auf dem Platz, den Pokal durfte aber nur einer hochhalten.

Wolfgang Benkert: In dem Spiel haben wir uns ganz gut verkauft, bis zehn Minuten vor Schluss sogar 1:0 geführt. Heun musste das 2:0 machen, hat er aber nicht. Fairerweise muss man sagen, dass Jena dann verdient 3:1 nach Verlängerung gewonnen hat. Ein Jahr später sind sie sogar ins Europapokal-Endspiel eingezogen. Auch wenn Jena das verloren hat, haben sie Thüringen gut vertreten. Das kommt mir immer zu kurz, egal ob Erfurt oder Jena, wir vertreten doch gemeinsam Thüringen.

Konrad Weise: Vor dem Endspiel hat es für uns keine Rolle gespielt, dass wir gegen Erfurt spielen. Es war ein Finale, darauf haben wir uns konzentriert. Aber ohne diesen Sieg gegen Erfurt hätte es anschließend unsere unglaubliche Europapokalserie, unter anderem mit dem legendären 4:0 Heimspielerfolg gegen den AS Rom, nie gegeben.

 

Es gibt Gerüchte, dass vor dem Pokalfinale sowohl die Jenaer als auch die Erfurter unerlaubte Mittel, also Doping, verabreicht bekommen haben. Stimmt das?

Wolfgang Benkert: Nein. Wir waren zwar oft mit den Leichtathleten essen, und da gab es hinter her immer mal einen Shake, ob da etwas drin war, weiß ich nicht. Aber vor dem Pokal-Finale haben wir nichts bekommen.

Konrad Weise: Da kann ich mich nur anschließen, wir haben nichts bekommen. Durch die Vielzahl der Spiele die wir hatten, Oberliga, Nationalmannschaft und Europapokal hätte das doch gar keinen Sinn gemacht.

Ein Jahr später trafen Sie sich im FDGB-Achtelfinale in Erfurt zur Revanche wieder. Es kam zum Elfmeterschießen…

Wolfgang Benkert: Nach 120 Minuten stand es 1:1, beim Jenaer Tor hatte ich gepatzt. Dafür habe ich dann im Elfmeterschießen drei gehalten und wir haben gewonnen. Den entscheidenden dritten konnte ich von meinem damaligen besten Kumpel Lutz Lindemann parieren. Das war für mich eine Art Gerechtigkeit. Heute würde ich sagen, dass das das emotionalste Spiel meiner Karriere war.

Konrad Weise: Ich habe keinen Elfmeter geschossen (lacht).

 

Heute sind Derbys sogenannte Hochsicherheitsspiele und die Fangruppierungen überbieten sich mit Schmähgesängen, die nichts mehr mit sportlicher Rivalität zu tun haben.

Wolfgang Benkert: Wenn ich in Jena am Stadion mit meinem Auto mit Erfurter Kennzeichen vorfahre, werde ich von jungen sogenannten Fans beleidigt. Dann sage ich denen, dass sie noch gar nicht geboren waren, als ich schon für Jena gespielt habe. In Erfurt ist es andersherum genauso. Ich habe mal die Chefs der Ultras gefragt, wie sie die sportliche Situation sehen: „Das interessiert uns nicht, wir gehen auch hin, wenn wir Kreisliga spielen“, war die Antwort. Mit solchen Leuten kann man nicht über sportliche Ziele und wichtige Entwicklungen in einem Verein reden.

Konrad Weise: Rivalität ist gut, aber eben nur auf dem Platz.

 

Apropos sportliche Situation. Wie sehen Sie diese aktuell in Jena bzw. Erfurt?

Konrad Weise: Darüber mache ich mir viele Gedanken. Was ist in Jena möglich? Die zweite Bundesliga ist realistisch, das hat der Verein mit seiner Vergangenheit verdient. Die Jenaer Mannschaft ist sehr jung, sie muss noch viel lernen. Ich bin aber überzeugt, dass sie drin bleibt. Dann kann man nächstes Jahr vielleicht nach oben schauen. Aber Geld spielt auch eine große Rolle, Qualität kostet eben. Aue ist ein gutes Beispiel, wie es gehen könnte.

Wolfgang Benkert: Die zweite Liga ist für Jena und für Erfurt realistisch und aus wirtschaftlichen Gründen überlebenswichtig. Beide waren schon dort, haben es aber zu leichtfertig wieder hergegeben. Die Vereine müssen wie ein Unternehmen geführt werden, das sportliche Sagen müssen aber Fußball-Fachleute haben. Und die Fußballabteilung muss ausgegliedert werden. Das soll keine Kritik an den Verantwortlichen sein, aber irgendetwas muss ja falsch laufen. Diese Saison wird für Erfurt schwierig, aufgrund der komplizierten Lizenzierung konnte kaum in die Mannschaft investiert werden.

 

Was könnten die „alten Hasen“ wie Sie für ihren Verein heute tun?

Wolfgang Benkert: Die Erfurter Zuschauer haben gemerkt, dass ich für sie durch die Hölle gehe. Ich bin dem Verein immer treu geblieben, bin Ehrenspielführer und wenn es geht immer im Stadion. Trotzdem fragt heute im Verein selten mal jemand nach den alten erfahrenen Spielern. Das stimmt mich traurig. Ich habe nach der Wende 25 Jahre im Westen gelebt, bin befreundet mit Matthias Sammer, Dr. Karsten Schumann und kenne Rainer Calmund, Rudi Völler, Holger Fach, Klaus Fischer, Uwe Seeler und Hans Tilkowski. Ich habe ein Netzwerk und kenne mich aus im heutigen Fußballbusiness. Ich engagiere mich in einem Förderverein für den Rot-Weiß-Nachwuchs. Man wäre doch mit dem Klammeraffen gepudert, wenn man nicht auf solch erfahrene Spieler der Vergangenheit hören würde.

Konrad Weise: Die vielen Ehrenamtlichen müsste man noch besser miteinbinden. Wir werden aber leider kaum gefragt. Vielleicht will man in Jena einfach keine falschen Erwartungen schüren, die erfolgreiche Vergangenheit kann auch belasten, dann träumen alle wieder vom Europapokal. Das ist aber unrealistisch.

 

Denken Sie manchmal, dass die Wende für Sie ein paar Jahr zu spät kam?

Konrad Weise: Nein, ich bin ein zufriedener Rentner und Opa, es ist alles gut so. Im Sommer arbeite ich in Auerbach als Trainer für fünf Wochen in einer Fußballschule. Wir haben früher erstklassig und im Europapokal gespielt. Der Oberligafußball war in der Spitze vergleichbar mit der Bundesliga. Das kann man aber mit dem Fußball von heute gar nicht vergleichen. Wir haben uns unsere Stollen bei Zeiss teilweise noch selbst gedreht, manchmal haben wir sie auch etwas länger gemacht. Leider wird der DDR-Fußball nicht von allen respektiert, Uli Hoeneß und Otmar Hitzfeld akzeptieren uns, andere nicht. Das ist schade. Deshalb ist es eine schöne Geste, dass der DFB ehemalige DDR-Nationalspieler mit über 75 Einsätzen zu den Länderspielen einlädt.

Wolfgang Benkert: Ich bin 66 und lebe glücklich mit Haus, Garten und Enkel in Erfurt. Der Fußball ist nach wie vor ein wichtiger Mosaikstein in meinem Leben. Als Spielerberater betreue ich zum Beispiel Christian Beck und Christopher Handke vom 1. FC Magdeburg. Wir haben eben zu dieser Zeit gespielt und ich verteidige sie auch. Das war eine schöne Zeit, ich erinnere mich gern daran zurück. Wir haben früher auf gefrorenen Boden gespielt, heute haben die Spieler Bedingungen wie im Schlaraffenland. Ich habe meine Fußballschuhe drei, vier Jahre getragen. Heute sagen häufig Westdeutsche, die ja in vielen Vereinen bei uns arbeiten, etwas abwertend: `Ihr habt ja nur Oberliga gespielt`. Die wissen gar nicht wovon sie reden.

 

Sie haben die sportliche Qualität gehabt, Bundesliga zu spielen. Nie darüber nachgedacht, in die BRD zu fliehen?

Konrad Weise: Nein.

Wolfgang Benkert: Es gab so viele Gelegenheiten, ich hatte aber schon Familie. Wenn ich ledig gewesen wäre, hätte ich bestimmt darüber nachgedacht. Mit Familie hätte ich das aber nicht übers Herz gebracht.

 

Rot-Weiß oder Carl Zeiss, wer ist am Ende der Saison Thüringen Nummer eins?

Wolfgang Benkert: Ich möchte, dass beide die Klasse halten und Erfurt ein Platz vor Jena steht.

Konrad Weise: Ich hoffe auch, dass beide drin bleiben, allerdings sollte doch Jena einen Platz vor Erfurt stehen. Jena hat mit Mark Zimmerman einen guten Griff gemacht, er war schon als Spieler ein ruhiger und besonnener Mensch. Trotzdem bleibt Fußball natürlich ein Ergebnissport. Wenn die Resultate nicht stimmen, gibt es Ärger.

 

Herr Weise, Herr Benkert, vielen Dank für das Gespräch.

„Machs gut `Molli`, bis bald“, rufen sie aus dem Fanshop, als Wolfgang Benkert das Jenaer Stadion verlässt…

 

 

Text: Jens Hirsch

Fotos: Marco Fischer, Manfred Fromm, Peter Poser