Eine andere Form von Sprache

Malen, zeichnen – kreativ sein. Das wollte Jana Georgi schon immer. Emotionen in einer wortfreien Sprache ausdrücken, mit Farben und Formen experimentieren, neue Wege und gestalterische Möglichkeiten erkunden. Das ist ihr Weg, auch zu sich selbst. Erst seit zwei Jahren lässt Jana Georgi auch die Öffentlichkeit an Ihrer Kunst teilhaben. Endlich. TOP THÜRINGEN besuchte die 35-jährige Kunstlehrerin in ihrem Erfurter Atelier und sprach mit ihr über Inspiration, Langeweile und Hoffnung.

Frau Georgi, was malen Sie gerade?

Ich bin eigentlich immer in irgendeiner Form kreativ, auch wenn ich nicht male. Alleine schon von Berufswegen. Nach den Sommerferien spüre ich jetzt, dass die Lust zurückkommt.

 

Woher kommt Ihre Kreativität?

Ich komme aus einem Dorf in der Nähe von Gera. Mein Papa hat viel geschrieben, vielleicht hat mich das zum Zeichnen und Malen inspiriert. Nach der Schule habe ich ab 2002 in Erfurt Grundschulpädagogik mit Schwerpunkt Kunst und danach in Leipzig Kreativpädagogik studiert. Malen und zeichnen bringt mich zu mir selbst. Im Beruflichen habe ich auch täglich die Chance, mit Kindern Kunst und Kreativität zu leben und durch das Auge des Kindes die Magie der Farb- und Formsprache auf ein Neues zu entdecken und Inspiration für mich zu finden.

 

Wann malen Sie, gibt es präferierte Orte, Zeiten?

Es gibt Phasen, das versteht man aber erst, wenn man älter wird, da malt man ganz viel, man kann es kaum aushalten, nichts zu malen. Mittlerweile gelingt es mir immer besser, geduldig zu sein, und mich nicht unter Druck setzen zulassen, wenn man mal nichts macht. Ich liebe die Weite und das Meer, bin ein visueller Typ. Irgendwann ist es soweit und ich fühle etwas und fange an. Man muss genug Langeweile haben und sie auch zulassen, damit Raum und Platz im Kopf entstehen. Nur so kann man Ideen und Gedanken festhalten, sonst sind sie weg, weil etwas anderes zu mächtig war. Manchmal ist das aber gar nicht so leicht vereinbar mit meinem Job als Kunstlehrerin mit einer eigenen Klasse an einer Montessori-Schule.

 

Man findet relativ wenige Informationen über Sie. Scheuen Sie die Öffentlichkeit?

Ich muss und will nicht ständig in der Öffentlichkeit stehen. Das ist auch sicherlich eine Typfrage. Ganz wichtig ist für mich, dass ich nicht von meiner Kunst leben muss. Dadurch bin ich unabhängig und habe keinen Druck, malen, ausstellen und verkaufen zu müssen. Meinen Job als Lehrerin möchte ich nicht kündigen und nur noch als Künstlerin arbeiten. Ich habe viel mit Freunden darüber gesprochen, die das seit Jahren machen, die wenigsten können davon leben. Alles, was für mich in Sachen Kunst passiert, ist einfach nur Freude und Motivation zugleich.

Welch eine Freude, dass Sie sich vor zwei Jahren doch dazu entschlossen haben, Ihre Arbeiten öffentlich auszustellen.

Es kommt einfach der Zeitpunkt, wo es sich plötzlich richtig anfühlt. Dann trifft man die richtigen Menschen, wie Maria Meißner vom Molsdorfer Kultursommer. Sie hat mir Mut zugesprochen und mir die Möglichkeit gegeben, im Sommer 2015 in der Kunstgarage des Molsdorfer Kultursommers meine Bilder auszustellen. Dann kamen Anfragen vom Café Süden aus Erfurt, der Mühlberger Kulturscheune und Anfang dieses Jahres vom Café Immergrün aus Jena. Jetzt bin ich also auch ein Stück weit in der Öffentlichkeit. Ich male aber nach wie vor für mich und zwar nie mit der Option, dass das mal irgendwann irgendwo ausgestellt wird. Das kommt alles aus mir, ich habe schon immer Freude daran gehabt.

 

Freude scheint es auch den Betrachtern Ihrer Werke zu bringen. Wie würden Sie Ihre Kunst beschreiben, was wollen Sie uns erzählen?

Ich habe niemals erwartet, das mir fremde Menschen schreiben und sich dafür bedanken, was meine Bilder für Gefühle bei ihnen auslösen, was sie in den Bildern sehen, wiedererkennen. Es gibt keine größere Motivation für mich, genauso weiter zu machen.

Mein Stil ist nicht festgelegt, momentan ist es die abstrakte Malerei. Generell ist es aber ganz schwierig zu sagen, was meine Bilder zeigen oder ausdrücken sollen. Das kann ich nicht.

 

Es könnten Träume sein?

Könnten es. Da ist aber sehr viel Unbewusstes dabei. Vieles basiert auf dem Zufall.

 

Es gibt keinen Zufall.

Na gut, dann fügen sich unter meiner Hand die Farben zusammen, vorwiegend helle, freundliche und natürliche Farben. Ich male aus dem Bauch heraus, ich kann das nicht beschreiben. Ich experimentiere viel und wandere sozusagen über die Leinwand. Es gibt keinen rationalen Weg, keine Struktur. Es ist eine experimentelle Kunst, da ist viel Hoffnung dabei. Am Ende kann nur ich entscheiden, ob ein Bild schön ist.

 

Kunst ist nicht eben rational.

Ja, deshalb gibt es auch nicht viel darüber zu sagen. Viele sehen in meinen Bildern etwas, was sie sehen wollen, sie wollen das aber gar nicht von mir bestätigt haben. Kunst ist eine andere Form von Sprache, des Ausdrückens. Man kann schnell etwas totreden, stattdessen soll man sie sich einfach anschauen und wirken lassen. Entweder es löst etwas aus oder eben nicht. Kunst prägt bis dato mein Leben, sie tut mir einfach gut. So soll es weitergehen.

 

Wann und wo sehen wir neue Werke von Ihnen?

Es gibt eine neue Idee, eine Anfrage für Ende des Jahres.

 

Frau Georgi, vielen Dank für das Gespräch

 

Webseite:

www.janageorgi.wordpress.com

 

Text: Jens Hirsch

Fotos: Mario Hochhaus, Jana Georgi