Ganz neue Welten erleben. Oder: Wie der Clown den Zauberer zersägt.

Ein um die Welt gereister Komiker aus Erfurt mit anarchischen Humor, ein mehrfach ausgezeichnete Berliner Zauberkünstler und ein ebenfalls aus Erfurt stammender Gitarrenvirtuose. Bernd Busch, Alexander Merk und Tommy Feiler bilden gemeinsam die Busch Company. Zusammen servieren sie ein Kleinkunstfeuerwerk der Extraklasse. Trashige Comedy, kleine und größere magische Wunder, spannende Merkwürdigkeiten – und das alles begleitet von fantastischer, jazz-inspirierter Live Musik. Es entstand ein kreatives Gespräch mit den drei Künstlern im Zughafen, wo am 27. Oktober die Weltpremiere ihres neuen Programms stattfinden wird.

Guten Tag, die Herren! Ein Clown, ein Zauberer, ein Musiker: Wie geht das zusammen?

Bernd Busch: Wer von uns soll das erzählen?

 

Alle drei…

Bernd Busch: Gut.

Tommy Feiler: Dann bekommen wir aber drei Versionen.

Alexander Merk: Mal sehen, ob die auch zusammenpassen.

Bernd Busch: Ich gebe mal meine Version zum Besten. Ich war viele Jahre in einem Duo tätig und wollte noch einmal etwas Neues machen. Mit Alexander hatte ich schon ein paar Mal gemeinsam gespielt. Letztes Jahr im Herbst fragte ich ihn, ob er sich mit mir eine Duo- oder Trio-Variante vorstellen könnte.

Tommy Feiler: Ich muss kurz intervenieren.

 

Nur zu.

Tommy Feiler: Wir haben doch letztes Jahr im Sommer auf der BUGA gespielt.

Bernd Busch: Stimmt.

Tommy Feiler: Ich weiß das so genau, weil der Gig für mich so ein Marker war.

Bernd Busch: Nicht ohne Grund ist Tommy unser Brain. Als Trio war es in der Tat auf der BUGA unsere Premiere.

Alexander Merk: Das war aber noch sehr zusammengewürfelt, deswegen kann man da nicht von einer Premiere sprechen. Das war eher so nach dem Motto „Ohne Proben ganz nach oben“.

Bernd Busch: Alex war bereit, das Risiko einzugehen, mit einem alten Menschen wie mir zusammenzuarbeiten. Vielleicht brauche ich ja in einem Jahr einen Rollator.

Alexander Merk: Ich mache gerade eine Pflegeausbildung nebenher, um gewappnet zu sein. Das stimmt natürlich nicht.

 

Jetzt fehlt nur noch Tommys Geschichte.

Bernd Busch: In Coronazeiten bin ich auf den alten Freddy-Quinn-Schlager „Heimwärts“ gestoßen. Darüber haben ein Freund, der normalerweise Librettos schreibt, und ich rumgesponnen und daraus einen Bratwurst-Song gemacht. Das Bratwurstlied. Auf der Suche nach einem Produzenten bin ich in meiner Heimatstadt Erfurt schnell auf den Tommy gekommen. Dann haben wir auch darüber gesprochen, ob man nicht Kleinkunst mit Livemusik, mit Jazz- und Swing-Klassikern, verbinden könnte.

Tommy Feiler: Das stimmt so in etwa.

Bernd Busch: Dann haben wir zu dritt angefangen zu proben. Jetzt proben wir immer noch und spielen aber auch schon im gesamten deutschsprachigen Raum und darüber hinaus.

 

Was genau spielen Sie denn?

Bernd Busch: Das ist eine Mischung aus Musikcomedy, hochklassiger Zauberei und grandioser Livemusik.

Alexander Merk: Untertitel: Mehr Kleinkunst geht nicht! Das stimmt aber wirklich. So etwas gibt es bisher noch nicht. Die Livemusik hebt das Ganze auf ein höheres Niveau.

Tommy Feiler: Wir müssen schon ehrlich sein. So ganz ohne Konserve geht es bei uns auch nicht. Ein bisschen Percussion- und Drum-Unterstützung vom Band brauche ich manchmal schon. Aber an der Gitarre ist alles live. Dadurch habe ich auch die Möglichkeit, auf die Dinge, die bei Bernd und Alex passieren, sofort zu reagieren. Ich mag diesen Improvisationsspielraum.

Bernd Busch: Das trifft es auf den Punkt. Bei uns passieren viele Dinge auf Zuruf aus dem Publikum, da müssen wir sofort darauf reagieren. Und ich bin der Undisziplinierteste bei uns.

Tommy Feiler: Das stimmt.

Bernd Busch: Ich halte mich kaum an Zeitvorgaben.

Alexander Merk: Also müssen Tommy und ich viel reagieren.

Bernd Busch: Ich habe die Neigung, völlig im Trance zu spielen, dann bekomme ich auch nicht mit, wenn man mir wichtige Dinge zuruft. Dafür ist Alex da, der ist klar strukturiert und organisiert.

 

Und wen oder was zaubert der Alex aus der Kiste?

Alexander Merk: Ich habe nicht die eine Sparte, ich bediene mich aus der ganzen Zauberkiste. Vom Gedankenlesen über „Dinge erscheinen und verschwinden zu lassen“ bis zu rein manipulativen Darbietungen. Also solche Geschicklichkeitssachen, bei denen Spielkarten aus dem Nichts erscheinen.

 

Und der Clown macht noch seine legendäre Glöckchen-Nummer?

Bernd Busch: Ja, jetzt ist sie aber durch die Livemusik noch viel cooler. Das Bestreben von uns dreien ist es, dass wir immer mehr interagieren. Alex und ich haben sogar schon eine gemeinsame Nummer einstudiert.

Wir sind gespannt.

Alexander Merk: Man darf es sogar schon verraten: Ich komme in die alte Kiste und werde vom Clown zersägt. Das ist seine Rache. Das Finale verraten wir aber nicht, es gibt jedenfalls ein Happy End. Nur zersägen ist nämlich langweilig, die Kunst ist nicht das Zersägen, das kann jeder, es geht um das Wiederzusammenfügen. Und dass die Person dann noch lebt. Freuen Sie sich auf die Nummer, wenn der Chaos-Clown die Schwerter schwingt und durch die Kiste schiebt. Das gab es so noch nie.

Bernd Busch: Und dazu Livemusik. Tommy spielt auch nicht irgendwo abseits der Bühne, er ist mittendrin und unser Ansprechpartner. Wenn wir schon so einen guten Musiker haben, dann müssen wir ihn auch nach vorne holen. Uns kommt es auf das „Zusammen“ an. Da gibt es noch viele Ideen.

Tommy Feiler: Die Gitarre zersägen, und ich spiele immer einfach weiter?

Alexander Merk: Dann musst du quasi zwei Ukulelen bedienen.

 

Bedient sich der Anarcho-Komiker-Clown auch beim aktuellen Tagesgeschehen?

Bernd Busch: Wir gehen ganz bewusst politischen Dingen aus dem Weg. Wir haben uns ganz der Unterhaltungskunst verschrieben und wollen die Leute unterhalten und nicht belehren.

Alexander Merk: Bei uns sollen die Zuschauer dem Alltag entfliehen.

Bernd Busch: Man sollte als Künstler eine Haltung haben, ob man die unbedingt auf der Bühne kommunizieren musst, ist etwas anderes. Ich möchte aber in diesen wirren Zeiten nicht auch noch meinen Senf dazugeben.

 

Der Tourneekalender ist picke packe voll. Warum fehlt Thüringen fast gänzlich?

Bernd Busch: Kleinkunstbühnen, die das, was wir machen, auch bezahlen können, gibt es leider nur wenige in Thüringen. Kunst und Kultur finden da statt, wo das Geld ist. Wir bieten aber auch 45- oder 60-minütige Gala-Shows an. Das ist eine Art „Best of“ von dem, was wir sonst abendfüllend spielen. Wir spielen in Theatern auf Festivals, auf Firmenfeiern, grundsätzlich ist alles möglich. Wir würden gern mehr in Thüringen spielen, zumal Tommy und ich Erfurter sind.

 

Am 27. Oktober gibt es im Erfurter Zughafen die Möglichkeit, live Ihrer Weltpremiere beizuwohnen.

Bernd Busch: Wir haben das Programm bis dahin in den verschiedensten Varianten zwar schon ein paar Mal gespielt. Aber wir wollen dazu noch ein Video aufnehmen, mit dem wir uns auch auf großen internationalen Festivals bewerben wollen. Deshalb laden wir an dem Abend Agenturen und Veranstalter aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz ein. Fünfzig Prozent der Karten gehen in den freien Verkauf. Wir freuen uns auf unser Heimspiel. Gut, für unseren Berliner ist es keins, aber er darf einreisen.

 

Gibt es noch etwas, was Sie unbedingt loswerden wollen?

Tommy Feiler: Das Wichtigste wurde gesagt.

Alexander Merk: Das wird eine richtig schöne Premiere. Über das Zaubern zu reden, das ist immer schwer. Es geht ja um den Überraschungsmoment. Bei James Bond wissen wir auch alle, dass das nicht möglich ist, was in dem Film passiert. Wenn wir aber mal einen Abend so tun, als ob es möglich wäre, können wir ganz neue Welten erleben. Wer aber sagt, das ist unrealistisch, der hat keine schöne Zeit. Natürlich ist Zauberei Lug und Trug, es ist eine Illusion. Alles was ich mache, ist wissenschaftlich erklärbar.

Tommy Feiler: Man kann so einen Trick sicherlich begreifen, aber dann ist da immer noch so etwas Mystisches. Ich glaube ja der Alex, der hat so etwas…

Alexander Merk: Das ist völliger Humbug.

Bernd Busch: Bei uns in Thüringen geht es um europäisches Kulturgut. Wir singen das Rennsteiglied, essen Bratwürste und trinken Bier. Wir mögen Dinge, die einfach fassbar sind.

Alexander Merk: Das klingt wie das Land der Salmonellen.

Bernd Busch: Genau. Das Land der Salmonellen und Intellektuellen.

 

Das ist doch ein schöner Schlusssatz. Vielen Dank die Herren und viel Spaß beim Spaß machen.

 

Text: Jens Hirsch

Fotos: Mario Hochhaus