„Das Gütesiegel punktet mit Glaubwürdigkeit und Seriosität.“
Mit dem Thüringer Qualitätszeichen „Geprüfte Qualität aus Thüringen“ werden durch das Thüringer Ministerium für Landwirtschaft seit nunmehr 25 Jahren Lebensmittel ausgezeichnet, die den strengen Güte- und Prüfbestimmungen des Thüringer Qualitätszeichens entsprechen. Gegenwärtig nutzen 114 Unternehmen mit fast 300 Produkten das Thüringer Qualitätszeichen.
Anlässlich des 25. Geburtstages der Marke und der aktuellen Überarbeitung der mit ihr verbundenen Kriterien sprach TOP mit Thüringens Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft, Birgit Keller über Klassiker, Transparenz und regionale Wertschöpfung.
Frau Ministerin, zunächst eine private Frage: Was gibt es denn Sonntagmittag bei Ihnen Zuhause?
Oft bin ich sonntags bei Terminen in ganz Thüringen unterwegs. Bei den Veranstaltern wächst erfreulicherweise das Bewusstsein dafür, dass es bei Gästen einen guten Eindruck macht, wenn das Catering aus der Region stammt. Wenn ich den Sonntag frei habe, koche ich gerne. Dann gibt es Gemüse der Saison, im Herbst zum Beispiel Kürbis oder Grünkohl. Klassiker der Thüringer Küche sind bei uns ebenfalls beliebt, etwa Klöße und Braten.
Und Weihnachten?
Weihnachten ist bei uns ein Anlass, zu dem alle Familienmitglieder zusammenkommen. Dann kocht mein Mann und wir essen gemeinsam „viel“. Wie bei vielen Familien gibt es bei uns Heiligabend traditionell Kartoffelsalat, natürlich aus Thüringer Kartoffeln und dazu Würstchen, Weihnachten dann Gänsebraten und Klöße.
Worauf achten Sie persönlich beim Einkauf von Lebensmitteln?
Beim Einkaufen ist mir die regionale Herkunft der Lebensmittel sehr wichtig. Wie bei allen Verbraucherinnen und Verbrauchern, haben meine Kaufentscheidungen Einfluss darauf, welche Art von Ernährungs- und Landwirtschaft erfolgreich ist. Ich bin davon überzeugt, dass es sich lohnt, auf regionale Qualität zu setzen. Das Thüringer Qualitätszeichen zeigt nicht nur, dass ein Produkt von hier stammt. Die Verbraucher können sich zudem darauf verlassen, dass es von hoher und kontrollierter Qualität ist. Bei einigen Lebensmitteln, beispielsweise bei manchen Milchprodukten, wünsche ich mir, dass man ihre Herkunft deutlicher erkennen kann. Sie sollte auf den ersten Blick sichtbar sein, ohne dass man minutenlang das Etikett studieren muss.
Warum wurden im 25. Jahr des Thüringer Qualitätszeichens „Geprüfte Qualität aus Thüringen“ die Kriterien zur Erteilung der Markenlizenz überarbeitet?
Die Ansprüche der Verbraucher an Qualität und Herkunft der Produkte, die ein regionales Qualitätszeichen tragen, haben sich geändert. Während die Menschen in der Nachwendezeit neugierig waren auf alles, was ihnen jahrzehntelang vorenthalten wurde, kam es in den vergangenen Jahren zu einer Kehrtwende im Verbraucherverhalten. In Zeiten von Globalisierung und Verunsicherung durch länderübergreifende Lebensmittelskandale besinnen sich die Verbraucher zunehmend wieder zurück auf das Regionale. Auch wir in Thüringen sind in den globalen Handel eingebunden. Dennoch hat es sich die rot-rot-grüne Regierung zur Aufgabe gemacht, die eigene Region und den ländliche Raum zu stärken. Da liegt es auf der Hand, regionale Netzwerke zu fördern und mit dem Thüringer Qualitätszeichen „Geprüfte Qualität aus Thüringen“ ein Zeichen zu setzen. Diese regionale Vernetzung spart Transportwege, ist klimafreundlich und schafft Arbeitsplätze im ländlichen Raum.
Warum war eine Änderung der Zeichenkriterien notwendig geworden?
25 Jahre Zeichenlizenz sind eine sehr lange Zeit. Die Welt dreht sich weiter, die Gesellschaft verändert sich und damit auch die Ansprüche der Konsumenten an ein Lebensmittel. Transparenz ist heutzutage besonders wichtig. Transparenz schafft Verbrauchervertrauen. Bei diesem hochsensiblen Thema geht um die Gesundheit unserer Bürger. Die Menschen wollen über die Herkunft und Qualität der Lebensmittel, die sie einkaufen, informiert sein, um Risiken zu vermeiden. Die Thüringer Landesregierung schafft für das Thüringer Qualitätszeichen Lizenzkriterien, die diesem Anspruch der Verbraucher gerecht werden.
Es gibt mittlerweile sehr viele Zeichen und Siegel in der Lebensmittelindustrie. Wofür steht das Thüringer Qualitätszeichen?
Es steht für Produkte aus Thüringen, die in unserer Region mit Rohstoffen von hier produziert werden und sich durch eine gehobene und regelmäßig kontrollierte Qualität vom Standardprodukt abheben. Für die Qualitätskontrollen werden unabhängige Prüflabore genutzt. Um eine Lizenz zu erhalten, müssen die Produkte spezifische Güte- und Prüfbestimmungen erfüllen, die über dem gesetzlichen Standard liegen. Nur besonders hochwertige Qualitätsprodukte tragen daher die Marke „Geprüfte Qualität aus Thüringen“. Das Gütesiegel kann mit Glaubwürdigkeit und Seriosität punkten. Aber, da haben Sie Recht, der Dschungel an Labels ist nicht mehr zeitgemäß.
Was sind die wesentlichsten Änderungen bei den Prüfkriterien?
Der wichtigste Punkt war die Frage nach dem Bezug der Rohstoffe. Unser strategisches Ziel ist der Ausbau regionaler Wertschöpfungsketten. Vor diesem Hintergrund war es konsequent, die Erzeugung der Rohstoffe an die Region zu knüpfen. Bisher mussten die Rohstoffe zu 50,1 Prozent aus dem Freistaat stammen. Das war für eine Marke mit Herkunftsbezug nicht mehr ausreichend. Eine komplette Ausrichtung auf regionale Urprodukte in der Verarbeitungskette ist wiederum sehr schwer für ein kleines Flächenland wie Thüringen. Für verarbeitete Lebensmittel mit dem Zeichen „Geprüfte Qualität aus Thüringen“ wird nun nach Ablauf einer Übergangsfrist ab Mitte 2018 die Regel gelten, dass 90 Prozent der enthaltenen Rohstoffe aus Thüringen oder den angrenzenden Landkreisen stammen müssen.
Damit wird das Qualitätszeichen auch für die Produkte des Ökolandbaus attraktiv, weil Verbraucher dann auf einen Blick erkennen können, ob ein Ökoprodukt aus Thüringen kommt.
Mit dieser Regelung werden auch die regionalen Landwirte als Lieferanten in die Wertschöpfungskette einbezogen und profitieren davon.
Wie möchten Sie neue Lizenznehmer für die Marke gewinnen?
Nur eine starke Marke wird durch die Verbraucher wahrgenommen. Die Landesregierung unterstützt die Lizenznehmer durch ein kluges Marketing und Förderquoten, die entsprechende Anreize zur Umsetzung des Regionalgedankens über Netzwerke und Wertschöpfungsketten setzen sollen. Zudem startet schon bald eine Informationskampagne zum Thüringer Qualitätszeichen, die sich gezielt sowohl an die Verbraucher als auch an potenzielle neue Lizenznehmer richtet.
Frau Keller, vielen Dank für das Gespräch.
Text: Jens Hirsch
Foto: Andreas Pöcking