Elevation

Seit fünf Jahren bringt der Meininger Maler Michael Hopf unter dem Pseudonym „miho“ seine Hommagen an Kultfiguren seiner Jugend sowie seines heutigen Lebens auf die Leinwand. Und dies in einem unverwechselbaren Stil, geprägt von kontraststarken und oftmals farbenfrohen Motiven.

Kaffee und U2! Das sind die Zutaten, die miho braucht, um in die richtige Stimmung für seine prominenten Protagonisten wie Lindenberg, Jagger, Hendrix, Bowie, Reeves, Duck, Warhool oder Lindemann zu kommen. Um diese dann in seinem ganz speziellen Stil auf die Leinwand zu bringen. Das Prozedere dafür ist immer das gleiche, egal, welchen Promi sich der Meininger Künstler „vornimmt“. Der 49-Jährige hört immer denselben Mitschnitt eines U2-Konzerts aus Mailand, wenn er den Pinsel ansetzt. Der Automatismus geht sogar so weit, dass er immer zu den gleichen Strophen an den gleichen Stellen des Bildes arbeitet. Nicht ohne Grund: Die vier Dubliner Rock-Legenden verehrt Michael Hopf, seit er mit 14 Jahren den Song „Sunday Bloody Sunday“ zum ersten Mal hörte. Auf gut einem halben Dutzend Konzerten war er mittlerweile schon, „die sind legendär“. Beim Malen puscht ihn die energiegeladene Musik, besonders sein Lieblingssong „Elevation“. Bono, den charismatischen U2-Sänger, hat er natürlich auch schon gemalt. „Das ist dann auch doch schon etwas ganz Besonderes“, gibt er zu. Auch wenn in jedem seiner Bilder die gleiche Passion steckt, denn ihm gehe es nicht um die Person, sondern vor allem um die Emotionen seines Motivs und die Leidenschaft in seinem Werk.

 

Begonnen mit dem Zeichnen hat der Meininger bereits in der Kindheit. Er malte Figuren aus Comics, zum Beispiel seine Helden aus den Digedags-Heften, den Pink Panther oder Tim und Struppi. Die Figuren und ihre Geschichten begleiten ihn auch heute noch in seinen Acrylmalereien. Die künstlerische Karriere muss allerdings nach der Schulzeit noch warten. Nach dem Abschluss einer Schweißerlehre arbeitet Michael Hopf als Schweißer für mehrere Jahre in verschiedenen Städten. Doch stets fehlt ihm eins: das Malen, die Kreativität. 1995 brach er schließlich aus seinem eingefahrenen Alltag aus und eröffnet in seiner Heimatstadt das Atelier Hopf, um zu seinen künstlerischen Wurzeln zurückzukehren und sich selbst als Künstler in der Malerei, Plastik sowie in der Anfertigung und Restauration von Bilderrahmen zu verwirklichen. Insbesondere seine Hommagen an die Standorte der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland, die sich noch heute als Nachdrucke deutschlandweiter Beliebtheit erfreuen, erlangten dabei eine große Popularität. In seinen Arbeiten nutzt er – früher wie heute – verschiedene Techniken, um sich in unterschiedlichen Stilen in seiner freien Kunst wie in regelmäßigen Auftragsarbeiten auszuleben.

2015 malte er sein erstes Porträt als „miho“ für die Frau eines Meininger Kunstfreundes. Michael Hopf wusste, dass sie Audrey Hepburn mag, also malte er für sie die Schauspiel-Ikone. Und war gespannt auf die Reaktion des Mannes. Die fiel eindeutig aus: „Kann ich es kaufen?“ Seither ist miho mit der Popularität seiner Werke gewachsen. Mit Hommagen an Hollywood-Legenden, mit Kultfiguren des Rock’n’Roll und der Comic-Welt, alle fotografisch archiviert. Meistens sind es berühmte Männer, denn da, wo bei Lindenberg, Jagger, Bowie & Co. die Emotionen des Werkes aus den klaren Linien ihrer Gesichtszüge entstehen, ist das bei Frauen schwieriger. „Denn die haben ja keine Falten“, schmunzelt der Künstler.

Auf die Frage, wie er sich für ein neues Motiv entscheidet, antwortet miho gelassen „Es muss geil sein. Es muss auf mich wirken“. Vielleicht ist es manchmal auch mehr als das, aber eine Nachfrage beantwortet miho nur mit einem weiteren Schmunzeln und widmet sich wieder seiner Malerei.

Sein nächster Protagonist wird auf Wunsch von Galeriebetreiberin Nicole Langguth-Zaiß, die ihm in der Galerie niza eine Dauerausstellung widmet, zum zweiten Mal der Matrix-Star Keanu Reeves sein. Die Nummer 157. Bei Kaffee und U2.

 

Text: Jens Hirsch